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Umwelttipp vom Grünen Gockel 2023-01

Was die Milch macht!

In den 80ger-Jahren wurde Milch noch kräftig beworben und Slogans wie „Die Milch macht’s!“ erreichten ein wohlwollendes Publikum. Milch galt als gesund. Dieses Image ist mittlerweile gebröckelt. Milchkrug2
Übrigens: Wenn der Terminus „Milch“ gebraucht wird, ist immer Kuhmilch gemeint. Alle anderen Milchsorten sind klar zu benennen (z.B. Ziegenmilch, Kamelmilch …).
Zwar gilt Milch weiterhin als reich an gesunden Mineralien und Vitaminen, aber man sieht die Kuhmilch auch als ein maßgebliches Allergie auslösendes Lebensmittel an (Quelle: Bundesamt für Risikobewertung).

Wir wollen heute allerdings nicht zu den gesundheitlichen Aspekten der Milch informieren, sondern die Milch zum Thema „Ökobilanz“ unter die Lupe nehmen.

Bei der Ökobilanz misst man nach einem genormten Verfahren, wie sich Produkte oder Dienstleistungen auf die Umwelt und das Klima auswirken. Dadurch können sie miteinander auf Umweltfreundlichkeit oder Nachhaltigkeit verglichen werden.
Häufige Messgröße von Ökobilanzen sind die sogenannten CO2-Äqivalente. Errechnet wird, welche Mengen an klimaschädlichen Gasen freigesetzt werden, und diese werden auf Kohlenstoffdioxid (CO2) bezogen.  Man spricht dann oftmals vom CO2-Fußabdruck.
In einer Ökobilanz können aber auch andere Größen ermittelt und verglichen werden. Beispielsweise der Wasser-Fußabdruck durch den erfasst wird, wie viel Wasser ein Produkt oder eine Dienstleistung verbraucht.

Im Jahr 2020 hat das renommierte Ifeu-Institut in Heidelberg (Institut für Energie- und Umweltforschung) seine Studie „Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten in Deutschland“ veröffentlicht. Dabei wurden auch Milch und Milchersatzprodukte einer Ökobilanzierung unterzogen. Die Ergebnisse sind dem nachfolgenden Schaubild zu entnehmen:
 

Milchprodukte_planzliche_Alternative

Das Ergebnis ist eindeutig. Für Produkte denen gemein ist, dass sie in Verbundkartons abgefüllt und im Supermarkt verkauft werden, hat Kuhmilch einen gut dreifach höheren CO2-Fußabdruck als alternative Milchprodukte auf pflanzlicher Basis. Nimmt man allerdings den Wasserbedarf mit hinzu, dann sieht es ökologisch nicht mehr ganz so schlimm aus für die Kuhmilch. Zusammengenommen hat der Milchersatz auf Haferbasis („Hafermilch“) im Vergleich eindeutig die beste Umweltbilanz.

Dass Kuhmilch einen so schlechten CO2-Fußabdruck hat, liegt am Methan, das die Wiederkäuer bei der Verdauung und mithin bei der Milchproduktion absondern (mit jedem Pups und jedem Rülpser). Nach dem vierten Sachstandsbericht des ⁠Weltklimarats geht eine Tonne emittiertes Methan als 25 Tonnen CO2-Äquivalente in die Klimabilanz ein (Quelle: Umweltbundesamt). Das bedeutet, dass mit jedem Glas Kuhmilch umgerechnet etwa 0,25 Kilogramm CO2-Äquivalente freiwerden, was etwa der Menge an CO2 entspricht, die ein Auto während eine Fahrt von 2 km ausstößt (Quelle: BR-24).

Was in diesem Zusammenhang auch noch interessieren könnte: Kuhmilch wird durch das Abfüllen in Mehrweg-Glasflaschen nicht ökologischer. Im Gegenteil! Milch in Glasflaschen kann aktuell keine gute Ökobilanz ausgestellt werden. Schuld daran sind die langen Transportwege, die derzeit noch zurückgelegt werden müssen, weil es zu wenige Abfüller gibt. Im Schnitt sind das 1.442 km die eine Milch-Glasflasche auf dem Hin- und Rückweg vom Milcherzeuger zum Abfüller und schließlich zum Verbraucher zurücklegt. Milch im Verbundkarton schneidet da deutlich besser ab. Sie kommt auf einen durchschnittlichen Transportweg von 390 km. Bei PET-Plastikflaschen sind es 624 km. In der CO2-Bilanz ist die Milch im Getränkekarton anderen Einwegverpackungen und auch dem Glasmehrwegsystem folglich überlegen (Quelle: Welt).

Es mag mit an diesen ökologischen Aspekten liegen, dass die Kuhmilch zunehmend an Beliebtheit verliert. Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch in Deutschland sinkt jedenfalls kontinuierlich. Im Jahr 2021 verbrauchte jede Person in Deutschland im Durchschnitt noch ca. 46 Liter Milch. In den 70er-Jahren waren es gut 80 Liter pro Kopf und Jahr. Auf der anderen Seite wächst unsere Lust auf Käse, denn unser Käse-Konsum hat sich seither fast verdoppelt auf etwa 25 Kilogramm Käse pro Person und Jahr, was ökologisch auch nicht besser ist (Quelle BR-24). Der CO2-Fußabdruck von Käse ist pro kg ca. 5–6-mal größer als der von Milch (Quelle: Ifeu).

Quellen:
https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2006/A/allergien_in_deutschland-8230.html

https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/klimaschutz-energiepolitik-in-deutschland/treibhausgas-emissionen/die-treibhausgase

https://www.br.de/nachrichten/wissen/die-milch-macht-s-gesund-oder-krebserregend,RRfnGAD

https://www.welt.de/wirtschaft/article197282945/IFEU-Studie-Milch-in-Glasflaschen-mit-schlechter-Oekobilanz.html

https://www.ifeu.de/publikation/oekologische-fussabdruecke-von-lebensmitteln-und-gerichtenin-deutschland/

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